In einem Interview mit dem Regierungsmagazin "Der Spiegel" ließ die französische Finanzministerin Lagarde erkennen, wohin die Reise des Weltfinanzsystems geht. Euphemismen inklusive.
Zunächst erklärte Lagarde, dass es mehr "Flexibilität" für die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) geben müsse. Was damit gemeint ist? Nach dem Vorbild der US-Notenbank FED solle der EFSF Staatsanleihen von Ländern aufkaufen, deren Finanzen derart marode sind, dass sie auf dem normalen Markt keine Abnehmer mehr finden. Eine wenig überraschender Vorschlag.
Wichtiger jedoch sind die von Frankreich favorisierten Maßnahmen zur Reform des Weltfinanzsystems. Lagarde plane, im Rahmen der französischen Präsidentschaft der G20, die die 20 größten Industrie- und Schwellenländer umfasst, das System der festen Wechselkurse zu reanimieren, wenn auch nicht auf ganzer Linie. Statt festgesetzten Wechselkursen, die es von 1944 bis in die 70er-Jahre hinein gab, soll es nach dem Willen der Franzosen zu einem System der Wechselkursbandbreiten kommen. Das heißt: Es wird ein Wechselkurs festgesetzt, gleichzeitig aber auch ein Rahmen um diesen herum festgelegt, in dem die jeweilige Währung schwanken kann. Dies macht Sinn, da die Währungen, je nach Bedarf, in einem gewissen Rahmen auf- und abgewertet werden können.
Bevor man sich darüber aufregen kann, wie viele Nachteile dieses System doch hätte, ist es zunächst einmal wichtig, die Dollar-Vorherrschaft im Weltfinanzsystem zu brechen. Erst dann wird die USA ihr Handelsbilanzdefizit abbauen. Bislang muss die USA dies nicht, da der US-Dollar die Weltreservewährung ist, die wichtigsten Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden und somit jede Inflationierung des US-Dollar durch die FED von der gesamten Welt aufgefangen werden muss.
Inwiefern die französische Idee umgesetzt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Mit dem erbitterten Widerstand der USA ist zu rechnen.
Quelle: Spiegel
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen