Seiten

Donnerstag, 10. Februar 2011

Und die nächste Ratte verlässt das Schiff

Der Bundesbankchef Weber wird wohl auf den EZB-Chefsessel verzichten. Ein Affront gegen Bundeskanzlerin Merkel und neue Nahrung für die durch Unsicherheit geprägten Märkte. Ist der Nachfolger für Joe Ackermann gefunden?

Der Rückzug kam unerwartet. Nachdem Weber am Mittwoch verkündet hatte, er stehe nicht für eine weitere Amtszeit an der Spitze der Bundesbank zur Verfügung, kamen sogleich Spekulationen auf, er könnte die Nachfolge von Joe Ackermann antreten, der die Deutsche Bank 2013 verlassen wird. Weber galt bis dato als aussichtsreichster Nachfolge-Kandidat für den im Oktober scheidenen EZB-Chef Trichet. Das ein Wechsel in die Privatwirtschaft lukrativer wäre, ist nicht von der Hand zu weisen, andererseits war Weber stets ein Getreuer von Merkel. Umso überraschender kam nun der Rückzug, denn es schien ausgemachte Sache, dass Merkel ihn entgegen kritischer Stimmen innerhalb der EU würde durchdrücken können.

Weber selbst schweigt bislang. Er möchte sich zunächst erneut mit Merkel besprechen, bevor er an die Öffentlichkeit tritt. Möglicherweise gelingt es Merkel, den Bundesbank-Chef davon zu überzeugen, doch den EZB-Posten anzunehmen.

Unterdessen sorgt sich die Kidneybohne Steinmeier (SPD), der durchaus politisches Kapital aus seiner Nierenspende schlug, um die Stabilität der Finanzmärkte. Durch das schnell drehende Personalkarussell drohen der Euro-Zone neuerliche Vertrauensverluste. Eine Randnotiz lässt aufhorchen: Merkel brachte nach dem Bekanntwerden von Webers Rückzug sogleich einen weiteren Getreuen in Stellung für die nun vakante Stelle in der Bundesbank: Jens Weidmann, Wirtschaftsberater im Kanzleramt, soll nach dem Willen Merkels den Posten in der Bundesbank übernehmen. Dies hat den nicht hoch genug anzusetzenden Vorteil, dass das Merkel-Netzwerk seine Fühler auch in die Entscheidungszentrale der Bundesbank ausstreckt. Nicht das dies etwas Neues wäre, immerhin war Weber Merkel stets treu ergeben. Jedoch soll verhindert werden, dass die im Vertrag von Maastricht zugesicherte Unabhängigkeit der nationalen Zentralbanken tatsächlich Wirkung entfaltet. Man stelle sich vor, wie das wäre, wenn die Politik tatsächlich keinen Einfluss auf diese wichtigen Institutionen hätte. Das wäre fast so schlimm, wie die Unabhängigkeit der Politik von der Wirtschaft. Demokratie hin, Demokratie her.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen