Das Spiel des Tages lautet heute: Wir zeigen mit dem Finger auf andere insolvente Staaten, um von unserer eigenen prekären Situation abzulenken. Wichtigstes Werkzeug der USA: Die Ratingagenturen.
Die griechischen Staatsanleihen sind für die Ratingagentur Moody's eine hochspekulative Anlage. Gleich um 3 Stufen wurde der Peripherie-Staat der EU heruntergestuft. Nun ist es ja nicht so, dass Griechenland eine prosperierende Volkswirtschaft wäre, natürlich sind die genannten Kritikpunkte von Moody's richtig. Dennoch wird mit zweierlei Maß gemessen: Während die USA, die momentan mit einem provisorischen Haushalt ausgestattet ist, immer noch die Bestnote AAA inne hat, obwohl massive Verschuldung, ein künstlich aufgeblähtes BIP, sinkende Steuereinnahmen und ein steigendes Leistungsbilanzdefizit diese Bewertung ad absurdum führt, unterliegen europäische Staaten wie Griechenland anscheinend anderen Bewertungs-Kriterien. Die Kritikpunkte an Griechenland sind durchaus analog auf die USA anzuwenden.
Es gibt lediglich drei Ratingagenturen, die weltweit Gehör finden, alle Drei kommen aus den USA. Nun könnte man ja denken, dass diese Ratingagenturen schlicht nicht am Ast sägen wollen, auf dem sie sitzen. Das Verschließen der Augen, die Flucht vor der Realität, sorgt allerdings dafür, dass es umso schlimmer wird, je länger mit einer Herabstufung der USA gewartet wird. Die Rolle des US-Dollar als Weltreservewährung ist passé: Während in vorherigen Krisen die Investoren stets den sicheren Hafen der US-Staatsanleihen suchten, ist der Markt längst davon überzeugt, dass die USA und mit ihr der Dollar nicht mehr sicher ist, dies wird daran deutlich, dass der Kurs des Dollar in der jetzigen Krise fällt, statt wie bei den vergangenen Krisen zu steigen.
Der Ruf nach einer europäischen Ratingagentur wird lauter, die charakteristische Zögerlichkeit der EU-Granden zeigt allerdings erneut, dass die EU nur bedingt handlungsfähig ist. China ist schon einen Schritt weiter: Als Konkurrenz zu den US-Ratingagenturen gibt es Dagong Global Credit Rating. Diese bewertet ebenfalls die Bonität von Staaten, kommt allerdings zu einem gänzlich anderen Schluss: Die USA ist weit von der Bestnote AAA entfernt und kommt lediglich auf ein A+ Rating, noch dazu mit negativem Ausblick. Würde diese Note auch von den US-Ratingagenturen vergeben werden, müssten die USA ihre Refinanzierungen mit deutlichen Zinsaufschlägen versehen, um überhaupt noch Investoren zu finden.
Das Herabstufen von Griechenland mag also korrekt sein, das böse Wort der Umschuldung macht schon seit längerem die Runde. Hierbei könnten europäische Banken, allen voran deutsche und französische, herbe Verluste hinnehmen, womit die griechischen Probleme auch die Finanzwirtschaft in Kerneuropa im Mitleidenschaft ziehen.
Wenn allerdings Griechenland herabgestuft wird, wäre es nur folgerichtig die USA herabzustufen. Warum dies nicht getan wird, ist eine Frage, die sich die drei großen Ratingagenturen gefallen lassen müssen.
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heute erschienen und sehr interessant:
AntwortenLöschenhttp://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,750016,00.html
Top Investor eines 237 Millarden Dollar schweren Fonds trennt sich von sämtlichen!! US Staatsanleihen...