Welche Wählerschichten sorgten für den Erfolg der Grünen? Welche Themen waren für die Wähler von besonderer Bedeutung? Diese und weitere Fragen werden unten beantwortet.
Besonders erstaunlich ist, dass viele ehemalige Nichtwähler an den Landtagswahlen teilnahmen, ein durchaus fröhlich stimmender Punkt. Obwohl die CDU so extreme Stimmverluste hinnehmen musste, konnte sie dennoch immerhin 221.000 Nichtwähler davon überzeugen, das Kreuz bei der CDU zu machen. Nur die Grünen konnten noch mehr Wahl-Muffel akquirieren, 266.000 ehemalige Nichtwähler stimmten für die Grünen.
Wenn man nun einen Blick auf die Wählerschichten wirft, die die Grünen gewählt haben, so fällt auf, dass diese in der Kernklientel der Linkspartei gewildert haben: 26 Prozent der Arbeitslosen wählten die Grünen, 23 und 22 Prozent die CDU und die SPD, lediglich 12 Prozent der Arbeitslosen wählten die Linkspartei. Arbeiter hingegen wählten hauptsächlich die CDU oder die SPD, lediglich 18 Prozent der Arbeiter wählten die Grünen. Interessant ist weiterhin, dass die Gruppe der Selbstständigen die Grünen zu 31 Prozent wählten, in dieser Wählergruppe sind die Grünen die zweitstärkste Partei hinter der CDU (43 Prozent).
Die Grünen haben demnach also den Spagat zwischen "wirtschaftlichen Sachzwängen" und "sozialer Gerechtigkeit" geschafft, zumindest wenn man die Wählerschichten betrachtet. Von besonderem Interesse dürfte für die kommende grün-rote Regierung in BaWü sein, ob sie diesen Spagat weiterhin zu leisten im Stande ist oder ob sich eine der beiden Wählerschichten vernachlässigt fühlen wird. Gemeinhin könnt man ja annehmen, dass auf die Befindlichkeiten der Selbstständigen mehr Rücksicht genommen wird.
Bei der Betrachtung der Direktmandate, politisch betrachtet prestigeträchtig, wird deutlich, dass die Grünen besonders im urbanen Milieu punkten konnten und das die Debatte um Stuttgart 21 neben der Atom-Diskussion mitentscheidend für den Wahlerfolg der Grünen war.
Die Grünen konnten drei der vier Wahlkreise in Stuttgart für sich entscheiden. Neben Stuttgart sind die grünen Direktmandate in Freiburg, Mannheim, Heidelberg, Tübingen und Konstanz entstanden. Die ländlich geprägten Wahlkreise wurden indes auschließlich von der CDU in Beschlag genommen. Besonders die Wahlerfolge in Freiburg, Konstanz und Tübingen sind weniger überraschend, da hier bereits grüne Bürgermeister das städtische Zepter in der Hand halten. Allemein lässt sich hinzufügen, dass die Wahlergebnisse der Grünen relativ analog zur Bevölkerungsdichte sinken.
Die Wahlergebnisse nach Konfessionen zeigen vor allem eine Tatsache: Die Grünen sind bei evangelischen, gemischt-konfessionellen und katholischen Wählern gleichermaßen beliebt, die Unterschiede sind marginal. In Allen drei Gruppen konnten die Grünen über 20 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen.
Um die These, bei den Grünen handele es sich um eine konservative Partei, zu untermauern, ist ein Blick auf die Zustimmung der folgenden Aussage hilfreich: 50 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die Grünen eine gute Alternative für all diejenigen Menschen sind, die von der CDU enttäuscht wurden. Die enttäuschten CDUler wählen also nicht mehr die FDP oder die SPD, sie erkennen an, dass die Grünen der CDU relativ nahe stehen. Dazu passt auch, dass 148.000 Menschen den Grünen ihre Stimmen gaben, die zuvor die CDU oder die FDP gewählt haben, auch die SPD musste 140.000 Stimmen an die grüne Partei abtreten.
Eine Sache, die weniger etwas mit dem Wahlergebnis zu tun hat, aber dennoch bemerkenswert ist: Bei der Frage, ob die Wähler den Luftangriff auf Libyen für richtig halten, sagten 68 Prozent, dass die Angriffe richtig sind, nur 26 Prozent halten diese für falsch.
Der vielkritisierte Schachzug von Westerwelle, sich bei der Abstimmung zu enthalten, wird hingegen von einer (geringen) Mehrheit der Wähler in BaWü goutiert: 52 Prozent halten die Enthaltung für richtig, 45 Prozent für falsch.
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