Montag, 30. Mai 2011

Ungläubig

Dieser Tage fallen immer mehr Menschen vom Glauben ab. Vom Glauben, das die gewählten Repräsentanten tatsächlich nur unser aller Wohl im Sinn haben. Vom Glauben in das Geldsystem, in den Euro und in den US-Dollar. Die wohligen Zeiten der Unipolarität sind vorbei, die USA als Hegemon hat abgewirtschaftet.

Als aktuelles Beispiel für die falsche Gläubigkeit in den Staat kann die Schuldenkrise genannt werden.
Momentan steht ja wieder der Euro enorm unter Druck, der Goldpreis hat neuerlich ein neues All-Zeit-Hoch erreicht, zumindest auf Euro-Basis. Übersehen wird dabei gerne, dass die USA momentan praktisch zahlungsunfähig ist, da sich Demokraten und Republikaner nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen können. Momentan bedient sich die US-Regierung unter anderem bei Pensionsfonds, um die laufenden Rechnungen noch bezahlen zu können. Dieses Spiel kann allerdings nur noch bis Anfang August gespielt werden. Sollten sich bis dahin beide Parteien noch immer nicht geeinigt haben, so ist der Bankrott der ehemaligen Weltmacht höchst offiziell. Und wir Europäer machen uns tatsächlich Sorgen, dass Griechenland uns in den finanzwirtschaftlichen Abgrund reißen könnte. Selbstredend schimpfen wir auch darüber, dass deutsche Steuergelder für Menschen "verschwendet" werden, die nach Ansicht von Bundeskanzlerin Merkel arbeitsscheu seien, ganz so, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun, wie beispielsweise mit dem Finger auf die USA zu zeigen. Immerhin tut die USA dies ja nun schon seit Monaten über die US-Ratingagenturen, die just in dem Moment, in dem es für die USA mal wieder brenzlig werden könnte, irgendeine Bonitätsnote von irgendeinem europäischen Land mit einem negativen Ausblick oder gleich einer Herabstufung versehen.

Nicht im Mittelpunkt der Beobachtung steht der Exportschlager der USA: die Inflation. Ob nun über die weltweiten Geschäfte mit Erdöl oder anderen Handelsgütern, die in US-Dollar bezahlt werden, die defizitären Handels- und Leistungsbilanzen der USA konnten stets auf den gesamten Erdball verteilt werden. Dies geht nun nicht mehr bzw. nur noch in begrenztem Umfang. Hintergrund ist das zusehends geringer werdende Vertrauen in den US-Dollar, seitens der BRICS-Staaten und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften.  Die läppischen 350 Milliarden Euro Schulden, die Griechenland hat, wirken im Vergleich zur USA lächerlich gering, die die stolze Summe von (offiziell) 14,3 Billionen US-Dollar an Schulden ausweist. 14.300 Milliarden US-Dollar vs. 350 Milliarden Euro... Erst wenn auch Spanien endgültig mit dem Schuld-Virus angesteckt ist, dürfte es ungemütlich werden. Dennoch bleibt es dabei, dass die USA das weitaus größere Problem für die Weltwirtschaft darstellen. Die Amis müssten sich ihre Schulden eingestehen und einen Haircut vollziehen, wie zuletzt in Weißrussland. Dort wurde über Nacht der weißrussische Rubel um 58 Prozent abgewertet und das Volk somit um mehr als die Hälfte seines "Reichtums" enteignet. Damit würde die Amtszeit von Barack Obama zwar ein jähes Ende finden, aber lieber ein Ende mit Schrecken, als andersherum.

Die Gefahr, dass derartiges auch den Griechen blüht, sobald sie die Euro-Zone verlassen, ist nicht gerade gering. Andererseits haben wohl lediglich die letzten Schlafenden ihr Geld nicht längst an ausländische Banken transferiert, der Haircut dürfte also mithin vor allem diejenigen treffen, die es ehrlich gesagt auch nicht anders verdient haben, Dummheit wurde schließlich schon immer bestraft.
Die nächste Eskalationsstufe bahnt sich allerdings momentan auch in Griechenland an: Das Volk rebelliert gegen das von EU und IWF aufdiktierte Sparprogramm. Wie bei Milliardeneinsparungen die Wirtschaft in Gang kommen soll, bleibt ein Geheimnis der Währungsexperten. Wenn man Griechenland, Irland und Portugal wirklich helfen wollen würde, müsste man dem Druck der Straße nachgeben und den privaten Investoren, die großzügige Kredite an die Länder vergeben haben, in Haft nehmen und ihnen erklären, dass sie ihr geliehenes Geld nicht wiedersehen. Selbstredend steht dies nicht zu erwarten, da der Einfluss der Finanzwirtschaft auf das politische System immer noch viel zu hoch ist, als dass sich die Politiker trauen würden, gegen ihre Herren aufzubegehren. Dies werden sie wenn überhaupt erst dann tun, wenn die Völker ihre Politiker daran erinnern, wer der eigentliche Souverän ist und selbst dann ist noch mit verlustreichen Abwehrschlachten seitens der Regierungen zu rechnen. Das Wohl der Finanzwirtschaft steht über den legitimen Forderungen und Interessen der Völker, Demokratie Hin oder Her.

Ein Euro-Austritt Griechenlands ist somit allemal wahrscheinlicher, als dass die Privatbanken tatsächlich auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten würden. Fragt sich nur, wie lange es sich die Völker noch anschauen werden, bis sie begreifen, dass es weder arbeitsscheue Griechen sind, die sie um ihre Ersparnisse bringen, noch irgendwelche Flüchtlinge aus Afrika oder einer beliebigen anderen Weltregion, sondern die Banken, die stets nur eins im Sinn haben, nämlich sich selbst. Dafür gehen sie über Leichen, dafür führen sie Kriege und versorgen beide Kriegsparteien mit Krediten und dafür manifestieren sie die höchst ungleiche Reichtumsverteilung auf dem Erdball. Dies dann noch mit einer angeblich freiheitlichen Demokratie zu rechtfertigen, ist grotesk und menschenverachtend. Jeder, der sich vor die Demokratie stellt, um den heutigen Kapitalismus zu rechtfertigen (es gibt durchaus sympathische Formen des Kapitalismus, keine Frage...), lässt sich von denjenigen vor die Karre spannen, die weder die Demokratie im Sinn haben, noch für freie Märkte eintreten. Diese Menschen wollen ihr Mono- oder Oligopol der Geldschöpfung behalten, damit sie auch weiterhin ganz vorne mit dabei sind beim Spiel "Wir unterjochen eine ganze Welt".

1 Kommentar:

  1. Zitat:
    ...sondern die Banken, die stets nur eins im Sinn haben, nämlich sich selbst. Dafür gehen sie über Leichen, dafür führen sie Kriege und versorgen beide Kriegsparteien mit Krediten und dafür manifestieren sie die höchst ungleiche Reichtumsverteilung auf dem Erdball. Dies dann noch mit einer angeblich freiheitlichen Demokratie zu rechtfertigen, ist grotesk und menschenverachtend. Jeder, der sich vor die Demokratie stellt, um den heutigen Kapitalismus zu rechtfertigen -lässt sich von denjenigen vor die Karre spannen, die weder die Demokratie im Sinn haben, noch für freie Märkte eintreten. Diese Menschen wollen ihr Mono- oder Oligopol der Geldschöpfung behalten, damit sie auch weiterhin ganz vorne mit dabei sind beim Spiel "Wir unterjochen eine ganze Welt".
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    diesen Teil sollter sich "jeder" gut merken--so ist es, so wird es bleiben, solange sich naive Leute un d auch Staaten in die Schulden treiben lassen.
    Davon leben die kriminellen Banken-es gibt sicher auch andere-.
    Die Finanzwelt ist nicht die Caritas, das sollte jeder wissen, sie verschenkt nichts, der Dumme ist immer der Schuldner.

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